Argentinien: Steinmeier muss Erinnerungslücken im Auswärtigen Amt schließen

„Der heutige Besuch im ‚Park der Erinnerung‘ für die Opfer der Militärdiktatur in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires ist für Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eine gute Chance, Erinnerungslücken im Auswärtigen Amt zu schließen“, sagt Heike Hänsel, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE und Abgeordnete für den Wahlkreis Tübingen. Sie nimmt an der Reise teil. „Unter den rund 30.000 Menschen, die von der Junta zwischen 1976 und 1983 ermordet wurden, befanden sich mehrere Deutsche, die durch ein entschiedeneres Eingreifen der Bundesrepublik hätten gerettet werden können.“ Heike Hänsel weiter:

„Vor allem der Fall der damals 29-jährigen Elisabeth Käsemann aus Tübingen lastet schwer auf dem Auswärtigen Amt. Ich hoffe, dass Steinmeier die unterlassene Hilfeleistung für die junge Frau ansprechen wird, die nach ihrer Verschleppung durch die Militärjunta über zweieinhalb Monate lang zu Tode gefoltert wurde, ohne dass der damalige westdeutsche Botschafter Jörg Kastl oder Außenminister Hans-Dietrich Genscher ihr geholfen hätten. Das Auswärtige Amt trägt damit eine Mitschuld an ihrem Tod und der Ermordung vieler anderer.

Vor wenigen Wochen hat Außenminister Steinmeier in einem anderen Schandfall der deutschen Außenpolitik, der deutschen Foltersiedlung Colonia Dignidad in Chile, einen Teil der Archive öffnen lassen. Ich fordere – und werde mich auch in Buenos Aires dafür einsetzen –, dass das Auswärtige Amt die Archive auch bezüglich Argentinien öffnet und dazu beiträgt, dass die Rolle der Bundesregierung bei den Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Lateinamerika lückenlos aufgeklärt wird. Wohlfeile Reden alleine sind zu wenig.“

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