Nein zum TTIP Lateinamerikas – EU-Mercosur-Abkommen stoppen

Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ich glaube, es ist Zeit, dass wir mit der Märchenstunde über das EU-Mercosur-Abkommen, die wir hier erleben, endlich Schluss machen.

(Otto Fricke [FDP]: Anfangen! Fangen Sie mal an mit der Märchenstunde!)

Wenn dieses Abkommen abgeschlossen wird, wird es die größte Freihandelszone sein. In den Wirtschaftsblöcken leben über 770 Millionen Menschen. Das jährliche Handelsvolumen beträgt über 90 Milliarden Euro.

Profitieren würden einige wenige, wie übrigens bei allen Freihandelsabkommen der Europäischen Union, vor allem große Konzerne.

(Mark Hauptmann [CDU/CSU]: Schwachsinn! Was für ein Schwachsinn!)

Hier geht es um die Fleisch-, Soja- und Ethanolindustrie in Lateinamerika. Sie könnten ihre Exporte in die EU erheblich steigern. Im Gegenzug profitiert bei uns in Europa vor allem die Autoindustrie von der Senkung der Zölle.

(Dr. Daniela De Ridder [SPD]: Habe ich es nicht gesagt?)

Verlierer sind wie übrigens bei allen Freihandelsabkommen der Europäischen Union die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern,

(Dr. Daniela De Ridder [SPD]: Eben nicht! – Marianne Schieder [SPD]: Wer arbeitet denn in der Autoindustrie?)

die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Lateinamerika und die europäischen Landwirte, der Verbraucherschutz und der Klimaschutz durch die weitere Abholzung des Regenwaldes

(Mark Hauptmann [CDU/CSU]: Eben nicht!)

und die weitere Zunahme von Handelsströmen, die die CO2-Emission natürlich noch weiter in die Höhe treiben.

Ich finde es wahnsinnig, dass Sie sagen: Wir haben ja nur niedrigere Quoten beim Export von Schweinefleisch in die Europäische Union.

(Mark Hauptmann [CDU/CSU]: Rindfleisch, sehr geehrte Kollegin!)

Die Europäische Union ist jetzt schon Nettoexporteuer von Schweinefleisch und Rindfleisch. Es ist ein Wahnsinn, noch mehr importieren zu wollen.

(Beifall bei der LINKEN)

Diesen Kreislauf müssen wir endlich durchbrechen.

Nicht ohne Grund wird dieses EU-Mercosur-Abkommen das TTIP Lateinamerikas genannt. Die Bevölkerung hier in Deutschland hat sehr genau erkannt, welche Gefahren TTIP für sie bedeutet hat, was Verbraucherschutz und die Qualität von Lebensmitteln angeht. Genau aus diesen Gründen hat sich Die Linke von Anfang an gegen dieses Mercosur-Abkommen ausgesprochen, sowohl im Europaparlament als auch hier.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir fordern die Bundesregierung nachdrücklich auf, diese Verhandlungen endlich abzubrechen.

Hier wird viel von dem Nachhaltigkeitskapitel gesprochen. Auch da immer dasselbe Spiel: schöne Versprechungen und ein immer größeres Nachhaltigkeitskapitel, jetzt mit Bezug zum Pariser Klimaschutzabkommen, mit Lieferketten für die Agrarproduktion, Vorsorgeprinzip usw. – aber ohne konkrete Handhabe. Das ist wirklich eine Täuschung der Öffentlichkeit, was Sie hier betreiben. Ohne konkrete Handhabe heißt: Wird gegen das Nachhaltigkeitskapitel verstoßen, gibt es keine Sanktionen. Es gibt Dialog, Gespräche usw. Was Sie hier machen, ist unverantwortliche Handelspolitik. Genau deswegen lehnen wir dieses Abkommen ab.

(Beifall bei der LINKEN)

Zum Schluss muss ich sagen, Frau De Ridder: Wenn Sie hier Begriffe wie „Frieden“ und „zivilgesellschaftliches Engagement“ in den Mund nehmen, dann schauen Sie sich einmal den Partner an, mit dem Sie das Abkommen abschließen: ein rechtsradikaler Präsident Bolsonaro, der Menschenrechtsaktivisten jagen lässt,

(Reinhard Houben [FDP]: Was ist denn in Venezuela?)

der gegen soziale Bewegungen vorgeht, der dazu beiträgt, dass der Regenwald noch mehr abgeholzt wird. Ein Ausverkauf des Amazonas: Dafür sind er und seine Politik verantwortlich. Allein im letzten Jahr hat die Abholzung um 80 Prozent zugenommen.

Mit diesem Partner wollen Sie allen Ernstes ins Geschäft kommen.

(Dr. Daniela De Ridder [SPD]: Es hilft der Zivilbevölkerung, wenn man kein Abkommen macht?)

Da kann ich nur sagen: Schämen Sie sich, mit so jemandem ein Abkommen abzuschließen.

(Beifall bei der LINKEN)

Mein letzter Satz, Herr Präsident. – Wir haben diese Form von Freihandelspolitik der Europäischen Union satt. Genau deswegen

(Dr. Daniela De Ridder [SPD]: Das ist jetzt echt die Höhe! – Dietmar Friedhoff [AfD]: Das war schon der nächste Satz!)

rufen wir dazu auf, morgen hier in Berlin zu demonstrieren.

(Beifall bei der LINKEN)

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